Inzwischen ist meine Uhr mit dem Zenith El Primero eingetroffen und ich kann mit den ersten Schritten zur Reparatur und Revision beginnen.
In diesem Zustand ist die DuBois „Perpétuelle Sport“ mit der Seriennummer 382 auf meinem Werktisch gelandet.
Diese DuBois wurde in einer limitierten Auflage hergestellt und angeblich nur an Besitzer einer Kreditkarte in Platin abgegeben. Das Gehäuse ist vergoldet und bei dem von mir erworbenen Exemplar sind zwei Schrauben des Gehäusebodens abgerissen. Neben der Revision des Werkes muss also auch das Gehäuse repariert werden, die Schraubenreste ausgebohrt, neue Gewinde angefertigt und die Gehäusebodenschrauben ersetzt werden. Selbstverständlich werden dann natürlich auch die beiden intakten Gewinde des Gehäuses entsprechend aufgebohrt und mit neuen Gewinden versehen. Schliesslich sollen natürlich alle 4 Gewinde des Gehäuses und die verwendeten Bodenschrauben identisch sein.
Das Besondere an dieser Uhr ist natürlich das Kaliber. Es handelt sich um ein El Primero, Kaliber 410 von Zenith. Neben den Chronographen-Komplikationen Sekunden-, Minuten- und Stundenzähler, weisst sie neben dem Datum noch Anzeigen von Wochentag und Monat auf. Als weitere Komplikation enthält sie zusätzlich eine Anzeige der Mondphasee. Das Werk besteht aus ca. 300 Einzelteilen und damit aus sehr viel mehr Teilen als eine normale Drei-Zeiger-Armbanduhr.
Dass es sich um einen sogenannten Schnellschwinger mit 36.000 A/h handelt, wird den Uhrenkennern bekannt sein. Für mich gehört das El Primero zu den Königinnen der Chronographen -Kaliber. Auf die Revision dieses schönen Kalibers freue ich mich ganz besonders und sehe es als schöne Herausforderung, dieses Kaliber komplett zu revidieren und die Revision hier vorzustellen.
Von dem Verkäufer wusse ich, dass der Winkelhebel defekt ist. Da es dadurch nicht möglich ist, die Uhr einer ersten Funktionsprüfung zu unterziehen, weil sie sich weder manuell aufziehen, noch stellen lässt, habe ich mir vorgenommen, sie zuerst soweit zu demontieren, um den Winkelhebel ersetzen zu können.
Bevor ich sie für eine komplette Revision vollständig zerlege, möchte ich sie auf jeden Fall in Gang setzen, komplett überprüfen und auf mögliche weitere Fehler untersuchen.
Das ausgeschalte Werk
Hier mit abgenommenem Zifferblatt
Und hier mit abgenommenem Rotor
Für die Reparatur vorbereitet…
… wird es nun zuerst soweit demontiert, um den defekten Winkelhebel ausbauen und ersetzen zu können, also erfolgt die Demontage aller Teile auf der Zifferblattseite bis zum Entfernen des defekten Winkelhebels
Nun muss der Winkelhebel erst einmal bestellt werden. Da ich beim gleichen Grosshändler weitere Ersatzteile bestellen möchte, werden die Masse der Dichtungen und Gläser ermittelt, um auch diese Teile bestellen zu können. Die Zugfeder werde ich als präventive Massnahme ebenfalls bestellen und ersetzen.
Gemäss Vorgabe der technischen Unterlagen (siehe in meiner Rubrik Literatur/Technische Unterlagen und Dokumente) zum El Primero, werden zum Ölen des Kalibers einige Öle und Fette empfohlen, die ich bisher nicht verwendet habe, so dass auch die empfohlenen Schmiermittel bestellt werden. Insbesondere das Ölen, bzw. Fetten der Hemmung muss besonders beachtet werden, da die gewöhnlichen Hemmungsöle, wegen der hohen Schlagzahl, der Gefahr ausgesetzt sind, weggeschleudert zu werden und die Hemmung dann trocken läuft.
Damit das Öl sich an den richtigen Stellen der Hemmungsteile hält und nicht verläuft, werden die Hemmungsteile nach der Reinigung und vor dem Ölen/Fetten epilamisiert. Bevor die Hemmung dann ihr Öl (Moebius 9415) erhält, muss sie zuerst einen Trockenlauf absolvieren, damit sich die Epilamisierung an den richtigen Stellen „abschleift“ und das Öl dort nachher gut gehalten wird.
Inzwischen nehme ich mir das Gehäuse vor, um die abgerissenen Schraubenreste auszubohren und anschliessend neue Gewinde zu schneiden.
Inzwischen sind die Ersatzteile und das Öl bei mir eingetroffen. Nach dem Einbau des neuen Winkelhebels wurden erst einmal alle Funktionen des Kalibers überprüft und anschliessend habe ich das Werk komplett zerlegt, um es für die Reinigung vorzubereiten. Alle Schrauben sollen vor der Montage geschliffen, poliert und gebläut werden. Eine Herausforderung bei diesem Kaliber sind schon die Schrauben allein, denn davon besitzt das Zenith 410 insgesamt 37 verschiedene Typen.
Das Werk ist zur Zeit komplett zerlegt, sämtliche Schrauben werden nun geschliffen, poliert und anschliessend thermisch über der Flamme gebläut.
Die meisten Schrauben des El Primero Kalibers sind an der Kopffläche leicht abgerundet. Zum Polieren der Schraubenköpfe ist dies keine gute Ausgangslage, deshalb wird ein Grossteil der Schraubenkäpfe plan geschliffen.
Zur guten Vorbereitung einer Politur gehört das Schleifen der Schraubenkopfflächen, das Schleifen der Kopfflanken ebenso wie das Ausschleifen der Schraubenschlitze. Die Verchromung der Stahlschrauben muss komplett entfernt werden, so auch die Verchromung in den Schraubenschlitzen. Nur so ist es möglich, einerseits eine gute Politur zu erreichen, andererseits ein sauberes und gleichmässiges Bläuen zu erzielen. Eine gebläute Schraube muss die Anlassfarbe auch in ihren Schlitzen zeigen.
Die Kopfflächen erhalten ihren Vorschliff durch das Schleifen mittels Flachschleifer. Dabei wird jeder Schraubenkopf mit 4 verschiedenen Körnungen der Schleifpapiere behandelt. Wichtig ist es hier, den Kopf nach jedem Schleifgang zu reinigen, um die anhaftenden Schleifkörner nicht auf die nächst feineren Schleifarbeiten zu übertragen. Nur so bekommt man ein kratzerfreies Ergebnis im letzten Schleifgang und eine gute Voraussetzung für die Politur.
Die Schraubenflanken werden auf der Drehmaschine, eingespannt in Amerikanerzangen, geschliffen. Die Schraubenschlitze werden mittels angespitzten Putzhölzern und Diamantine vorpoliert. Dort wo mit dem Putzholz kein ausreichender Zugang zum Schlitz vorhanden ist, wird die Politur mittels Zahnseide und Diamantine vorgenommen. Dazu wird die Zahnseide auf den Sägebogen gespannt, die Zahnseide mit Diamantine bestrichen und die in einem Stiftenkläbchen gefasste Schraube mit ihrem Schlitz über die Zahnseide gestrichen.
Diese Arbeiten sind sehr zeitaufwendig und erfordern viel Geduld.
Inzwischen sind alle Schraubenköpfe poliert. Im nächsten Schritt erfolgt das thermische Bläuen der Schrauben.
Die neuen Uhrgläser sind inzwischen auch eingetroffen, so können die Arbeiten am Gehäuse weitergehen.
Die Zeitraubende Arbeit von Politur und Anlassen der Schrauben sind nun abgeschlossen.
Als nächstes steht nun erst einmal die Reinigung des zerlegten Kalibers an.
Inzwischen sind alle Werkteile gereinigt, die Remontage ist in Arbeit.
Das Werk ist nun soweit montiert, dass die Hemmungsteile epilamisiert werden können.
Erläuterung:
Da es sich bei diesem Werk um einen Schnellschwinger handelt, würde normales Öl von den Ankerradzähnen weggeschleudert werden. Deshalb wird hier ein spezielles Öl verwendet, das möglichst nur an den tatsächlichen Berührungsstellen zwischen Paletten und Ankerradzähnen vorhanden sein sollte. Ankerradzähne und Paletten werden epilamisiert, das bedeutet, dass die Oberflächenspannung soweit reduziert wird, dass das Öl an diesen Stellen nicht breitlaufen kann. Das Öl soll immer an die nicht epilamisierten Stellen laufen. Der nächste Punkt erklärt, wie man diese nicht epilamisierten Stellen schafft. Die Epilamisierung wird beim trockenen „Einlaufen“ an den Stellen, an denen sich Paletten und Ankerradzähne berühren, durch Reibung zerstört, so dass das Öl nachher an diese Stellen läuft und nur dort vorhanden ist.
So zumindest lautet die Theorie.
Stand 24. Oktober 2015:
Nachdem ich das Kaliber soweit montiert habe, dass ein erster Gangtest durchgeführt werden konnte, stellte sich eine nicht ausreichende und schwankende Amplitude ein. Trotz der Hinweise, die ich bisher gefunden habe, das Federhaus nur komplett zu ersetzen, habe ich nur die Zugfeder ausgetauscht. Ich gehe davon aus, dass das eine klare Fehlentscheidung war und ich wohl besser das komplette Federhaus ersetzt hätte, was ich nun doch tun werde. Also heisst es nun wieder warten, bis ich das komplette Federhaus habe…..
Stand 31. Oktober 2015:
Heute ist das neue Federhaus mit Zugfeder eingetroffen, morgen kann es also weiter gehen….
Stand 20. November 2015:
Das komplette Federhaus ist nun ersetzt und nun zeigt sich auch ein gutes Gangbild mit ausreichender und stabiler Amplitude auf der Zeitwaage.
Nachdem der Grundaufbau einen ordentlichen Gang gezeigt hat, werden Unruh und Anker nochmals entfernt, um die weiteren Chronographen-Komponenten zu montieren.
Das Werk ist nun komplett montiert, die gemäss Manual vorgegebenen Schaltzeiten für Datum, Wochentag und Mondphase entsprechend justiert. Ebenso sind alle Schaltfunktionen des Chronographen geprüft und justiert. Der Gang einschliesslich Amplitude in den verschiedenen Lagen mit und ohne Chronograph ist ebenfalls geprüft und über mehrere Tage auf der Zeitwaage kontrolliert.
Hier das fertige Werk vor dem Einschalen:
Die fertige Uhr:
Es fehlen noch einige Beschreibungen zur Reparatur des Gehäuses und der Fertigstellung, die in den nächsten Tagen hier ergänzt werden….